Donnerstag, 30. August 2012

Warum Fische im Aquarium Selbstmord begehen

Mal ehrlich: Ich wünsche keinem Lebewesen auf diesem Planeten Depressionen. Natürlich nicht. Ich bin ja kein Monster.
Natürlich passiert es ab und zu, dass ich Menschen in die pure Verzweiflung treibe und sie mit meinen Ansprüchen, Eigenschaften und Macken überfordere, aber das kennt wohl jeder von uns.
Wie auch immer.
Als ich mich heute meinem Aquarium näherte, um die Fische zu füttern, entfuhr mir ein: "Oh Scheiße! Nicht schon wieder einer!"
Da hatte sich doch echt mein einziger Skalar, der sozusagen der einzige Hingucker in dem etwas verkümmerten Aquarium war, im Filter erhängt.
Das muss man sich mal vorstellen. Der Anblick war wirklich nicht der Schönste.
Leider ist der Skalar nicht der einzige Fisch, der im Laufe der Jahre bei mir den Freitod gewählt hat.
Bin ich wirklich so schrecklich? Wenn schon ein Fisch nach einem halben Jahr in meiner Gegenwart freiwillig den Löffel abgibt und das, obwohl er noch nie eine Konversation mit mir eingegangen ist, geschweige denn mit mir shoppen war, wie soll es dann jemals ein Ehemann an meiner Seite aushalten?
Einen toten Fisch vorzufinden ist ja schon nichts Schönes, aber wenn ich das Ganze mit einem verzweifelten Mann durchmachen muss, dann puh...

Nun ja, wirklich nachvollziehen kann ich das Verhalten meiner Fische nicht.
Unter Wasser kann es doch nicht sooo schlimm sein, oder?
Sobald ich in die Dusche steige, kommen mir meist die besten Ideen und spätestens wenn ich die Pflegespülung in meinem Haar hab, kann ich's kaum erwarten, die Dusche wieder zu verlassen, um alle in die Tat umzusetzen.
Hmm, vielleicht ist das ja das Problem: Dass sie das Aquarium nie wieder verlassen können. Zumindest nicht bis zu ihrem Tod, denn da werden sie von meiner Mutter rausgefischt (sowas mach ich doch nicht selbst, ich mein hallo?!) und in der Mülltonne im Hof entsorgt.

Eigentlich hätte ich mir unter einem Haustier sowieso was anderes vorgestellt als ein Aquarium.
Als Einzelkind hat man es manchmal wirklich nicht leicht, vor allem wenn mit 5 Jahren der gesamte Freundeskreis aus genau einer Fantasiefreundin namens Eulalia besteht.
Ich vermute, das war das Alter, in dem ich beschloss, mir ein Tier zu wünschen.
Als meine Mutter mir dann eröffnete, sie sei gegen jedes Tier, das man entweder ausführen, gelegentlich zum Tierarzt bringen oder von dem man einen Käfig säubern muss, allergisch, hab ich das natürlich noch nicht gecheckt.
Meine Mutter hingegen förderte lieber meine Fantasiefreundschaft zu Eulalia, hmmm, ich weiß eigentlich gar nicht, was mit ihr passiert ist, hoffentlich hat sie nicht das gleiche Schicksal ereilt wie meine Fische...

Vier Jahre später, als meine Mutter meine "Ich will ein Zwergkaninchen, eine Babykatze oder einen Chihuahua" - Phasen satt hatte, kaufte sie diesen Glasbehälter mit ein paar Fischen und stellte ihn im Wohnzimmer ab, wo er bis heute geblieben ist.
Wenn es nach ihr ginge, hätte die Aquarium Ära allerdings bald ein Ende.
Als ich sie letzte Woche darauf aufmerksam machte, dass wir das Aquarium bereits wochenlang nicht gesäubert haben, meinte sie nur schulterzuckend: "Ach, du, ich hab mir gedacht, wir warten einfach bis die letzten Fische ins Gras beißen und entsorgen dann das Ding."
Oh ja, richtig gelesen! So eine ist die!

Der heutige Tag hat mir jedenfalls die Augen geöffnet. Ich will meine Fische glücklich machen!
Dazu hab ich mal im Internet ein bisschen recherchiert.
Auf Anhieb fand ich einen Artikel mit dem Thema: " Glückliche Fische: Tipps für ein tiergerechtes Aquarium", der erklärt, welche Rückenwand, welchen Bodengrund und welche Pflanzen sie benötigen, außerdem sollte sich ein Stein zum Durchschwimmen im Aquarium befinden.
Nun, da das alles vorhanden ist, können die Depressionen meiner Fische wohl nicht an der spärlichen Einrichtung liegen.
Ich bleibe optimistisch: Meine Gegenwart treibt Lebewesen nicht in die Verzweiflung.
Ganz sicher nicht!
Wenn ihr mich entschuldigt, ich geh mal zu meinen Fischen.
Eine neue Vertrauensbasis muss aufgebaut werden!
Ab nun, werden wir richtig schöne Zeiten miteinander verbringen.
Vielleicht singe ich ihnen ja was vor oder wir philosophieren über den Sinn des Lebens...

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