Sonntag, 13. Januar 2013

Warum ich keine Dreadlocks brauche

Haare sind der schönste Schmuck einer Frau - darum sind sie uns so wichtig.
Natürlich nicht allen von uns, wie man an manchen sehr gewöhnungsbedürftigen Haarfarben oder Frisuren erkennen kann.
Ein Beispiel dafür: Dreadlocks.
Wer um alles in der Welt lässt sich bitte freiwillig Filzlocken flechten?
Ich meine okay, in manchen Religionen hat das Tragen von Dreadlocks einen vom Glauben bedingten spirituellen Hintergrund.
Ist ja alles schön und gut, aber mal ehrlich, bin ich Bob Marley oder so?
Habt ihr überhaupt ne Ahnung, WIE viele Foren mit der Frage "Wie werde ich meine Dreads wieder los???" gefüllt sind?
Jedenfalls sehr viele.
Meiner Meinung nach auch verständlich, denn wenn die gesamte Kopfbehaarung verfilzt ist, hilft immerhin nur noch Auskämmen (das muss allerdings so schmerzhaft sein, dass sowieso jede einzelne Haarwurzel den Geist aufgibt) oder man schneidet sie einfach Stück für Stück ab.
Man kann sich also zwischen Stoppelglatze und Extensions entscheiden. Beides eher nicht so mein Ding.
Das Problem ist nur, dass ich Dreadlocks habe! Einfach so - ungewollt.

Ja, richtig gelesen. Eigentlich begann alles damit, dass ich eines Tages im Sommer mit komplett verfilzter Kopfbehaarung aufgewacht bin.
Wie das kommt? Hmm, gute Frage. Wenn es Zahnfeen gibt, die über Nacht die Zähne holen kommen, warum sollte es dann keine Haarfeen geben, die nichts besseres zutun haben, als meine Naturlocken nachts zu verfilzten und zu ungustiösen Dreadlocks zusammenzuknoten?

Immerhin hört man viele unrealistische Dinge, die bei Nacht passieren sollen: Dreißig über nacht, Prinzessin über Nacht, Opa über Nacht,... wird Zeit, dass es mal einen Bob Marley über Nacht gibt.    Nur ich möchte das nicht unbedingt sein!

Anfangs trieben mich meine Dreadlocks regelrecht in die Verzweiflung. Ich brauchte drei Familienmitglieder, die wie wild an mir herumfrisierten, kämmten und mir undefinierbare Öle ins Haar schmierten - aber nichts half.
Einmal, als mir der Kragen platzte und ich wieder mal eine verfilzte Strähne in meinem Haar fand, machte ich mit der Bastelschere kurzen Prozess: Schnipp Schnapp, Dreadlocks ab!
Ich war heilfroh, als meine Mutter endlich das Geld für einen Frisörbesuch rausrückte, wurde immerhin höchste Eisenbahn.
Schließlich rennt sie auch alle zwei Monate zum Frisör um ihren nicht sichtbaren Ansatz nachzufärben, da kann man wohl mal einen Termin für einen haarigen Notfall ausmachen!
Beim Frisör angekommen, sah man mich an, als wäre ich gerade von einer jahrelangen Selbstfindungsreise im Urwald zurückgekehrt.
Anscheinend bot sich den Frisörinnen ein so schrecklicher Anblick, dass sie da nicht selbst Hand anlegen wollten, denn eine von ihnen legte mir nur eine überdimensionale Rundbürste hin und meinte reserviert: "Na dann fang mal an zu bürsten! Ich kann dir da nicht helfen, ich will dir nicht wehtun!" Aha, danke für den tollen Tipp. Für so ein Service lass ich doch immer gerne einen Hunderter springen.
Ich muss nicht sagen, dass in der halben Stunde, in der die Frisörin meterweiten Abstand von mir hielt, keine einzige Locke beseitigt wurde.

Als mein Kopf später gegen das steinharte Waschbecken gedrückt wurde und mein Genick kurz vorm Brechen war, entschloss sich die Frisörin endlich, ihren Beruf auszuüben und innerhalb der nächsten drei Stunden kehrte endlich wieder Normalität auf meinem Haupt ein.

Seit diesem Frisörbesuch fühlen sich meine Haare wesentlich besser an, auch wenn sie zwanzig Liter Pflegespülung benötigen, um nicht staubtrocken zu sein - wenigstens sind sie nicht mehr verfilzt.
Doch falls eines Nachts mal wieder die Haarfee bei mir einkehrt, gründe ich eine Reggaeband, konvertiere zu Rastafari und lasse mir eine Peacezeichen über den gesamten Rücken tätowieren.
Oder ich greife einfach wieder zur Bastelschere...

Mittwoch, 2. Januar 2013

Warum Zumba jünger macht. Und sexy!

Komme gerade von der Zumba Stunde, die in meinem Fitnessstudio 6mal wöchentlich angeboten wird.
Sport am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen. Oder so.
Als ich den Aerobic Raum betrat, warteten bereits acht Frauen in ihren besten Jahren (also so um die sechzig) ungeduldig auf den Beginn der Stunde.
Neben ihnen kam ich mir in meiner Sporthose, den Turnschuhen und dem Top wie eine graue Maus vor, denn die Damen trugen gemusterte Leggins im 60er Jahre - Style und hatten sich knallige Stirnbänder ums Haupt gewickelt.Naja, jedem das Seine.
Als dann die Trainerin den Raum betrat, brachen alle in aufgeregtes Kichern aus, anscheinend konnten sie es kaum erwarten, endlich ihre Hüften zum Takt der kolumbianischen Musik zu schwingen.
Doch zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, was mich erwarten würde.
Sobald die Musik einsetzte erlebte ich mein blaues Wunder: Die reiferen Frauen schüttelten ihren Körper, als stünden sie unter Strom und hopsten quietschvergnügt durch den Saal. Ich hatte Mühe mit ihnen mitzuhalten und pfiff schon nach wenigen Minuten aus dem letzten Loch.
Gleichzeitig konnte ich mir ein lautes Loslachen nur sehr schwer verkneifen, denn das Bild, das sich mir bot, war wahnsinnig amüsant.
Die Tanzschritte erinnerten an ein Mittelding aus Seniorengymnastik und einem afrikanischen Paarungstanz.
Zusätzlich forderte uns die Trainerin alle zehn Sekunden auf, spitze Schreie von uns zu geben, die den Lauten eines Kranichs starke Konkurrenz machten.

Die erste halbe Stunde hatte ich mit massivem Selbst - und Fremdscham zu kämpfen und die Spiegeln die an jeder Wand des Raumes angebracht waren, machten es nicht gerade besser.
Und erst recht nicht die Tatsache, dass ich ganz hinten stand und somit jede Bewegung und jedes "Hoppala" der anderen Teilnehmerinnen genau beobachten konnte.
Ich selbst natürlich nicht ausgeschlossen, denn mein Spiegelbild erinnerte bei Weitem mehr an einen paarungslustigen Roboter als an eine Sportskanone.

Als wir schließlich eine Mischung aus einem Jive und der Choreographie zu Michael Jacksons "Thriller" tanzten, wünschte ich mir wirklich nichts sehnlicher als ein tiefes, schwarzes Loch, das sich unter mir auftun würde.
Doch dann änderte sich meine Gefühlslage schlagartig: Ein rassiger Salsa - Song dröhnte aus der Musikanlage und meine Motivation schoss ins Unermessliche!
Salsa, Salsa, Salsa! Ach herrje, ich bin ja wirklich die Tochter meiner salsasüchtigen Mutter!
Meine Hüften bewegten sich fast automatisch zum Takt und mein Körper erlebte beinahe einen Endorphine - Schock.
Plötzlich wurde mir alles klar: Das ist meine Gemeinschaft, das ist mein Zuhause!
Hier konnte ich die lächerlichsten Tanzschritte zum Besten geben ohne ausgelacht zu werden, denn wir sitzen alle im selben Boot.
Und das Beste daran: Nach jedem Lied klatschte die Trainerin für uns, lobte uns ausreichend und meinte, dass die gute Figur nicht lange auf sich warten lassen würde.
I'm crazy but they like it - loca, loca, loca!

Eines weiß ich nun sicher: Gute Laune und sportliche Aktivität hält jung.
Denn als Pitbulls "Something for the DJs" aus den Boxen dröhnte und er uns lautstark aufforderte, in die Hände zu klatschen, wenn wir uns sexy fühlen, klatschten alle Zumba - Teilnehmerinnen begeistert und riefen überglücklich "Uh yeah!"

Als ich am Ende der Stunde den Saal verließ, konnte nichts und niemand meine Laune trüben.
Seitdem befinde ich mich in einer Art Zumba - Trance.
Momentan spiele ich mit dem Gedanken, die Schule zu schmeißen, in ein kolumbianisches Dorf auszuwandern, mir die Haare wachsen zu lassen und mich ganz und gar dem Zumba hinzugeben.
Puh - hoffentlich lässt diese drogenartige Wirkung bald nach!