Freitag, 14. Juni 2013

Warum Gewalt auch eine Lösung sein kann

"Mach auf!", schreit die Frau unter mir, "Ich weiß, dass du mich betrogen hast!"
Wenn ich aus meinem Fenster blicke, kann ich sie sehen. Sie steht auf dem Gehsteig auf der anderen Straßenseite und hämmert wie von der Tarantel gestochen gegen die Tür der kleinen Werkstatt, in welcher allen Anschein nach ihr Mann arbeitet.
"Mach auf und sag es mir ins Gesicht!", geht das Geschrei weiter. Seit 2 Stunden steht sie da. Und es ist gerade mal 8 Uhr morgens. Aufgewacht bin ich eigentlich erst, als meine Mutter der netten Frau lautstark verkündete, sie würde die Polizei alarmieren, sollte nicht sofort Ruhe herrschen. Der Dame war das anscheinend egal. "Mach doch!"
Der Mann hat Angst vor seiner hysterischen Frau und öffnet ihr nicht, denn sie riecht nach Ärger. Und Alkohol. Sogar vom Fenster aus kann ich erkennen, dass sie sich wohl Mut angetrunken hat, bevor sie hier aufgekreuzt ist. Sie torkelt ein paar Schritte von der Tür weg, nur um kurz darauf wieder darauf einzuschlagen und einzutreten.
Sie ist verrückt und macht mich wütend, denn wer meine Blogs liest weiß, dass es nicht zum ersten Mal passiert, dass mich meine Nachbarschaft aus dem Schlaf reißt.
Doch wer kann es ihr verübeln? Laut Statistik wurden 80% aller Frauen schon einmal betrogen. Wie man damit am besten umgeht? Keine Ahnung!
Für viele Männer basiert das Selbstbewusstsein wohl auf der Liste flachgelegter Frauen, andere suchen einfach "etwas anderes" um dem Ehealltag zu entfliehen. Das Verbotene und Geheimnisvolle ist hierbei die Droge, die Geliebte die anschließende Trophäe. Für viele Männer erscheint die Ehe oder eine feste Beziehung nach einer gewissen Zeit wohl als Gefängnis, die Partnerin als Gefängniswärterin, die jegliche Lebensfreude verbietet.
Ein anderer Grund für Untreue kann aber auch ein Rachefeldzug sein, den der Mann einleitet, sobald er sich kontrolliert, eingeengt und unterdrückt fühlt.

Bei der Frau unter meinem Fenster könnte ich mir gut vorstellen, dass sie ihren Mann oftmals gerne einschüchtert - erscheint sie  mir doch ziemlich aggressiv und gewalttätig mit ihrem hysterischen Geschrei und ihren geballten Fäusten, die auf die verschlossene Tür einprügeln.
Jedoch gibt es auch kein allgemeines Gesetz, das über das Verhalten nach dem Betrogen worden sein entscheidet. Die schlechteste Variante ist wohl, die Gefühle und die Wut gegen sich selbst zu richten. Aus Trauer zu viel Schokolade oder Eis zu essen ist ebenfalls nicht ratsam, vor allem nicht in der Bikinisaison.
Am Sinnvollsten erscheint mir ein vernünftiges, klärendes Gespräch zwischen den Partnern, was sich jedoch schwierig gestaltet, wenn sich der Mann in seinem Keller verschanzt.
Also warum nicht Gewalt anwenden, bis der Mann endlich einwilligt, die Tür aufzusperren?
Bei der Frau unter mir hat es jedenfalls funktioniert. Sie ist nun seit einer Stunde in der Werkstatt ihres Mannes und seitdem ist kein Mucks mehr zu hören.
Was die beiden machen? Ich weiß es nicht. Vielleicht wirklich vernünftig miteinander kommunizieren, vielleicht versöhnen sie sich aber auch gerade auf ihre eigene Art und Weise. Vielleicht hat die Frau das "Problem" jedoch auch anders aus der Welt geschafft.
Das werde ich jedoch vermutlich erst erfahren, sobald Blaulicht und Sirene unter meinem Fenster aufeinandertreffen.

Mittwoch, 5. Juni 2013

Warum Morgenstund' bei meinen Nachbarn nur Geschrei im Mund hat

Mal ehrlich: Ich bin ein geduldiger Mensch. Das heißt, ich versuche es zumindest. Ich versuche mich damit abzufinden, dass Babys manchmal weinen und schreien, ich versuche mich damit abzufinden, dass ab und zu Umbauarbeiten statt finden müssen. So ist das Leben nunmal. Und es ist okay.

Aber irgendwann, nach 7 langen Jahren, reißt auch mir der Geduldsfaden so kräftig in Stücke, dass da einfach keine Spur von Geduld oder Harmonie mehr in mir zu finden ist, sondern einfach nur Wut. Gestern habe ich die Reifeprüfung abgelegt und endlich meinen lang verdienten Schulabschluss gemacht. ENDLICH! Nun die Frage: Was tun mit der neuen Zeit, die mir jetzt für Monate oder länger zur Verfügung steht? Ich entschied mich dafür, zunächst einmal den in den letzten 8 Jahren versäumten Schlaf nachzuholen. 8 Jahre! Übrigens wird das Haus in dem ich wohne schon fast genauso lang umgebaut. 7 Jahre ist es jetzt her, dass ich das erste Mal verschwitzte Arbeiter im Haus erblickte die mir in respektvollem Ton "Ey Babeee" zugeraunt haben und anschließend schmeichelnd durch die Zähne pfiffen. Ist wirklich ein super Gefühl, kann ich euch sagen! Aber wie bereits erwähnt, versuche ich mich im Normalfall zu gedulden und irgendwann gewöhnte ich mich sogar an die Männer, die sich wohl selbst dann an meinem Anblick ergötzen würden, wenn ich in Zwangsjacke durchs Haus schlendere.
Als dann vor vier Jahren die neuen Mieter unter uns einzogen und das Kinderzimmer für ihr Neugeborenes genau unter meinem Zimmer einrichteten, versuchte ich ebenfalls geduldig zu sein. Immerhin können sie ja nichts dafür, dass die Decken so dünn sind und es ist doch völlig normal, dass ein Baby wie am Spieß brüllt und zwar 24 Stunden am Tag. Und es ist doch das gute Recht von seinem Vater, dass er ein handwerkliches Geschick besitzt und dieses ebenfalls 24 Stunden am Tag ausübt. Es ist doch nichts dabei, wenn er bereits um fünf Uhr Morgens beginnt, Löcher in die Wand zu bohren und Nägel so fest mit einem Hammer in die Wand schlägt, als würde er die gesamte Aggression, die dieses Kind in ihm verursacht, endlich hinauslassen wollen.

Mittlerweile sind vier Jahre vergangen. Das Kind ist vier Jahre alt und hat, oh Wunder, sogar noch einen kleinen Bruder bekommen, der nun zwei Jahre alt ist. Das Motto der kleinen Öko - Familie scheint "Weinet und schreiet jeden Tag und jede Nacht" zu sein. Jeden Tag beginnt das Geschrei pünktlich um halb 5 Uhr, woraufhin Öko - Daddy seine Gitarre auspackt und lauthals ein paar Hippie - Lieder zum Besten gibt. Hat er es erst einmal geschafft, seine beiden Kinder damit noch mehr aufzuregen, beginnt er eifrig, seine Bohrmaschine in Betrieb zu nehmen, die darf ja schließlich nicht einrosten. Irgendwann taucht dann auch die Mutter in ihren Yogahosen auf, der seit der Geburt ihrer Kinder wohl nicht mehr ganz nach "Om" zumute ist. Sobald sie die ersten Schreie ihrer Kinder und die Bohrerei ihres Mannes vernimmt, bricht in ihr ein nicht enden wollender Wutanfall aus, womit der Lärmfaktor in diesem Haushalt perfekt wäre. Im Vergleich zu ihr, ist der singende Mann ja noch die Ruhe selbst, was vermutlich daran liegt, dass seine wuchernde Körperbehaarung wie ein Schutzpanzer gegen hysterische Frauen und traumatisierte Kinder wirkt. Wenn sich die Familie endlich beruhigt hat, kommt auch schon das leckere Versöhnungsmahl auf den Tisch. Meistens handelt es sich dabei um leckeres Fairtrade - Bioladen -Vegetarischesveganer Food mit einer gewissen Hippienote von Schweiß und Organen, die das gesamte Haus widerlich verpestet und nach Schutzmasken schreit.

Wie schon erwähnt, mein Ziel war es, 8 lange Jahre Schlaf nachzuholen. Naja, was soll ich sagen...daraus wird nichts. Die Hippie - Familie scheint keine Rücksicht auf meine Grundbedürfnisse zu nehmen und auch die Arbeiter haben mich heute mit einem lieblichen Hämmer - und Bohr - Konzert geweckt.


Liebe Nachbarn, ich habe stets versucht geduldig und verständnisvoll zu sein. Liebe Nachbarn, ihr habt es geschafft. Liebe Nachbarn, ich hasse euch.