Montag, 6. Oktober 2014

Warum mein Vergewaltigungsmelder der beste Mitbewohner ist

Die Schattenseite des Studentenlebens wird langsam aber sicher immer deutlicher. Zum Beispiel wenn man zweimal die Woche erst gegen 10 Uhr abends von der Uni nachhause kommt, weil die einzig verfügbaren Seminare, die sich nicht mit den Arbeitszeiten deines geringfügigen Jobs, den du dir vorbildlicher Weise gesucht hast, überschneiden, erst zu solch später Stunde angeboten werden. 
Kein Problem, könnte man jetzt meinen.  Bin immerhin kein kleines Mädchen mehr. Blöd nur, wenn du in einer Gegend wohnst, in der die anderen Einwohner dich selbst in Boots, Rollkragenpulli und mit dickem Schal so anglotzen, als wärst du eine Prostituierte in 30cm Highheels und einem Kleid, das bis zum Bauchnabel reicht. 
Das ist wohl auch der Grund, warum mir meine Mutter bereits vor Jahren einen, ich nenne ihn jetzt mal "Vergewaltigungsmelder" geschenkt hat. Darunter kann man sich einen roten Schlüsselanhänger vorstellen, der, wenn man auf den darauf vorhandenen Knopf drückt, einen Alarm auslöst, welcher bei allen Passanten, die sich in 5 Millionen Meter Entfernung befinden, einen Hörsturz auslöst, der sich gewaschen hat. 
Meine Mutter kam wohl auf diese grandiose Geschenksidee, als ihr klar wurde, dass ich dieses Ghetto noch sehr, sehr lange nicht verlassen werde, weil mir die nötigen finanziellen Mittel dazu fehlen. 
Was würde mir immerhin einfallen, meine Eltern zu bitten, mir eine eigene Bleibe zu besorgen? Wie unverschämt müsste ich für so eine Aktion werden? 
Geht mir ja noch ein, dass ich mir das Geld dafür gefälligst selbst ersparen muss. 
Dramatischerweise ist, wenn man so dreist ist und sich nebenbei auch noch einen akademischen Titel erarbeiten will, meist nur ein Teilzeit- oder geringfügiger Job drin, mit welchem man im herrlichen Wien trotzdem fast unmöglich eine Miete blechen kann, schon gar nicht in einer Gegend, in der die Nachbarschaft etwas sympathischer ist. 
Was wäre also eine Alternative? Zum Beispiel eine WG. Zugegebenermaßen brenne ich nicht gerade darauf, meine eigenen vier Wände mit einer anderen Person zu teilen, da mir meine speziellen Abläufe (nackt durch die Wohnung tanzen, das gesamte Wochenende im Jogginganzug zu verbringen und eine Eispackung nach der anderen zu löffeln oder an 4 Abenden pro Woche Criminal Minds - Folgen anzusehen) doch sehr am Herzen liegen. Also würde eine Wohngemeinschaft mit einer fremden Person aus Prinzip nicht infrage kommen. So denken allerdings nicht alle Personen aus meinem Bekanntenkreis. Ich habe durchaus Freundinnen, die ernsthaft ganz heiß darauf sind, mit mehr als unattraktiven Personen zusammen zu ziehen. 
Und zwar Personen, die sie seit ein paar Monaten durch Zufall kennen, was zirka damit vergleichbar ist, der netten Augustinverkäuferin von der gegenüberliegenden Straßenecke, eine Wohngemeinschaft vorzuschlagen. 
Obwohl ich über die Tatsache, dass ein paar Geschöpfe, die mir am Herzen liegen, lieber mit Personen, die sich durchaus bald als verrückte Mörderinnen oder Voodoo - Hexen entpuppen könnten, vor allem weil sie genau SO aussehen, als mit mir zusammenziehen würden, anfangs etwas entrüstet war, kann ich diese inzwischen durchaus nachvollziehen. 
Also falls sich jemand in einer ähnlichen Situation befinden sollte, hier die Erklärung: ihr seid einfach zu attraktiv, um in eine Wohngemeinschaft zu ziehen. Wer möchte bitte nachhause kommen, um zu sehen wie der sexy Installateur, der eigentlich gerade mit nacktem Oberkörper eure Waschmaschine repariere sollte, eure Mitbewohnerin vernascht? Oder die sexy Nachbarin, auf die ihr eigentlich seit dem Einzug ein Auge geworfen hattet, erwischen, wie sie gerade vor eurem Mitbewohner in die Knie geht? Richtig, niemand. Also nehmt es nicht persönlich, ihr könnt euch immerhin nicht aussuchen, ob eure Mitmenschen bei eurem bloßen Anblick vor Neid erblassen. 

Was ich mit dieser ganzen Story ausdrücken möchte ist eigentlich nur, dass ich meinem trauten Heim noch eine Weile treu bleibe. Doch ich habe immerhin meinen Vergewaltigungsmelder. Und der hat sich wirklich als wahrer Goldschatz entpuppt. Er beschützt mich nicht nur vor allen bösen Männern, nein, ich kann ihn auch anwenden, wenn meine Lieblingsnachbarn mal wieder um sechs Uhr morgens in ein ohrenbetäubendes Geschrei verfallen.  Oder einfach so. In der Straßenbahn. Wenn ein paar nette Personen wohl keine Manieren haben, was sich zeigt, indem sie herumrotzen und unverschämt husten, ohne sich die Hand vorzuhalten. Dann kommt mein süßer, roter Alarm ebenfalls zum Einsatz. Weil ich ein böser Mensch bin halt. ;)